Alois Schmid
Alois Schmid ist am 20. November1894 in einer kleinen Gemeinde im oberen Allgäu geboren, in
Hub, Pfarrei Rechtis bei Kempten. Seine Eltern waren Landwirte. Er war das 12. Kind dieser Familie.
Beim Besuch der Sonntagsschule hörte er vom Sendungsauftrag Jesu an seine Jünger (Mk. 16,17-
18), die Kranken zu heilen. Diesen Auftrag bezog er folgerichtig nicht nur auf die Apostel, sondern
auf jeden, der in der Nachfolge Jesu steht.
Was geschieht nun im Leben des Alois Schmid?
Alois Schmid wird selbst zum „Segnenden“ - erst segnet er die Tiere, denen es dadurch besser geht.
Dann beginnt er, auch Menschen zu segnen und ihnen die Hände aufzulegen. Die Erfahrung, selbst
im Namen Jesu und im festen Glauben an das Heilswirken Gottes als „Heiler“ wirken zu können,
weckt in Schmid den Wunsch, Heilpraktiker zu werden. Schmid möchte die ihm geschenkte Gabe für
die Menschen fruchtbar machen. Vom Geist Gottes geleitet zog er also nach Mindelheim und
eröffnete am 01.10.1926 eine Praxis als "Heilkundiger".
So wirkt Schmid dann 18 Jahre in Mindelheim als Heilpraktiker, wo er vielen Menschen helfen kann.
Und was ist das Besondere daran?
Für Schmid gibt es keine Heilung ohne das Wirken Gottes und das Dazutun des Menschen. Alois
Schmid hat die Gabe der „Seelenschau“, d. h. Gott zeigte ihm die Momente im Leben seiner
Patienten, die noch nicht vor Gott in Ordnung gebracht sind.
Das Programm Schmid könnte man so beschreiben: Alles kommt von Gott und ist aus der Sicht
Gottes unendlich gut. Oft aber machen wir selbst Dinge kaputt oder gebrauchen sie falsch. Dadurch
verliert die Welt und die Schöpfung ihre eigentliche Gutheit. Unser Auftrag in der Welt ist dabei nun,
die Schöpfung wieder zu ihrer eigentlichen Gutheit zurückzuführen (was durch den Segen
geschieht). Er wirkt also mit an der "Heimholung" der Schöpfung.
Wer war dieser Mann?
Zunächst fällt auf, was wir aus Erzählungen aus seiner Umgebung von seiner Kindheit wissen: Alois
Schmid war ein stilles und nachdenkliches Kind. Er versuchte den Dingen, die ihm im Alltag
begegneten, auf den Grund zu gehen.
Das war zunächst die Umgebung auf dem Bauernhof. Er fragte sich, wenn das Vieh krank war,
warum das geschieht oder warum ein Unglück auf dem Hof geschehen kann. Und er fand immer
deutlicher heraus, dass es mit Gott im Zusammenhang stand.
Seine Mutter hatte ihn gelehrt, täglich den Hl. Geist um seinen Beistand zu bitten. Und dieser Hl.
Geist lehrte ihn nun und hatte in Alois einen guten Schüler. Er gab ihm Antworten auf viele Fragen
des Alltags. Er offenbarte ihm, was in den Menschen steckt, die mit ihm zu tun haben. Und so erfuhr
er den Grund für die Krankheiten und deren Ursachen.
Durch seine auffallenden Heilerfolge wurde er immer bekannter. Man sah, dass er jeden Morgen die
Hl. Messe besuchte und dann in der Praxis arbeitete oder Besuche bei Patienten machte. Die
Mindelheimer gingen gern zu ihm, wenn gesundheitlich etwas fehlte. Oft, wenn der Arzt nicht mehr
helfen konnte, ging man – in letzter Not – zu Alois Schmid. Und er half, bzw. auf seine Fürbitte hin
heilte Gott.
Und da geschah es immer wieder, dass Alois Schmid den Patienten ungewöhnliche Bedingungen
nannte, die zur Heilung nötig sind. Sie müssten sich zuerst bekehren. Und wenn sie widersprachen,
nannte er die Probleme, die er eigentlich nicht kennen konnte, die vergangenen Sünden dieser
Leute. Viele waren darüber empört und gingen wieder. Andere taten das, was ihnen aufgetragen
wurde, sie bekehrten sich, sie gingen zur Beichte und dann war die Heilung möglich.
Man sah, dass auch sehr viele Geistliche zu ihm kamen. Er kam bei keiner theologischen Frage, die
die Priester ihm stellten, in Verlegenheit, da ihm die Antworten nicht auf Grund eigenen Wissens
oder Studiums, sondern immer vom Heiligen Geist gegeben wurden. Manch einer war auch immer
wieder darunter, der aus reiner Neugierde kam oder um ihn auszuhorchen und theologischer
Irrtümer anzuklagen.
Dieser Mann hat von Gott Einsichten erhalten, die das Innerste des Menschen betreffen. Er sah die
Zusammenhänge im Leben seiner Patienten und Freunde und es waren immer Fragen um den
Glauben. Er konnte durch die Eingebung des Heiligen Geistes persönliche Probleme lösen. In der
Naziherrschaft, der Zeit der absoluten Diktatur, machte er darauf aufmerksam, dass nicht die
weltlichen Machthaber die letzte Instanz sind, die siegen werden, sondern Gott. Dass das die
Betroffenen erfuhren und denen dieses nicht gefiel, ist klar und so wurde er streng beobachtet. Sein
Wort: „Herr ist unser Herrgott“ und „im Namen Jesu siege ich“, war oft die Antwort auf persönliche
Probleme ängstlicher Menschen mit den Machthabern.
Er verwies darauf, dass der Glaube für den Christen maßgebend und bedeutsam ist. So glaubte er
den Aussagen der Hl. Schrift und befolgte das Mk Wort: „Kranken werden sie die Hände auflegen,
und sie werden gesund werden“ (Mk 16,18). Das war die Grundlage seines Handels an den
Patienten.
Er sah, dass das die Ordnung Gottes für die Welt war, die er so in seiner Kirche angelegt hatte. Er
sah den Priester als Verbindung zu Gott und als den, der die Taten Christi zu tun hat. Und er lebte
das Wort: „Wer glaubt, wird die Werke tun, die ich getan habe“. Obwohl er Laie war, lebte er einen
sehr persönlichen, sehr selbständigen Glauben, allerdings in voller Unterordnung zur Kirche.
Aber dann sah er auch, was die Kirche bedeutet. Er erkannte im Priester den handelnden Christus
und sagte den Patienten auch, was und wie sie zu leben und zu arbeiten haben. Daher kamen viele
zu ihm und er half vielen, die später mit großer Hochachtung von diesen Begegnungen sprachen.
„Ohne die Kirche und ihre Priester könnt ihr nichts tun“, war oft seine Antwort an die Laien, wenn er
die Zusammenhänge Gott-Mensch-Welt darstellte.
Seine Verbindung mit Gott war sehr eng. Sein Wort: „Betet ohne Unterlass“, war auch ihm Maßstab
und Aufgabe. So erzählen seine Freunde, dass er täglich viele Stunden im Gebet verweilte und mit
Gott die anfallenden Dinge seines Lebens und seines Berufes abklärte. Einem guten Freund
gegenüber sagte er, als er sich spät am Abend, nach einem arbeitsreichen Tag in seine Räume
zurückzog: „Dort oben bin ich mit meinem Gott allein.”
All das ist nur möglich durch die Führung des Hl. Geistes, um den er immer betet. „Lasst euch
führen vom Hl. Geist“ war seine ständige Anweisung an alle Christen.
Und noch etwas ist sehr entscheidend. Einen Hinweis gibt das Bild über seinem Grab: es ist der
Kampf des Hl. Michael gegen den Widersacher. Alois Schmid wusste um die Macht des Bösen und
er wusste, dass die Macht Gottes immer größer ist, dass Gott immer siegen wird.
Er wusste, dass der Mensch von allerlei Mächten angegriffen werden kann, und dann soll er sich
wehren. Daher zog er die Konsequenz, die ihn sicher die tägliche Erfahrung und der Kampf mit
Krankheiten, Leid und Unglück gelehrt hatte: man muss den Kampf mit dem Bösen aufnehmen,
indem man Gott in alles Wirken, das einem aufgetragen ist, hinein nimmt.
Am 16. Juni 1940, es war ein Sonntag, starb der Heilpraktiker Alois Schmid von Mindelheim. Wie ein
Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht in der Stadt und in der Umgebung. Viele kannten ihn.
Niemand hatte mit seinem Tod gerechnet. Er war ja erst 45 Jahre alt gewesen. Man wusste, dass
sein Wirken den Nazis ein Dorn im Auge war. Hatte sein Tod etwas mit denen zu tun? War irgend
etwas Außerordentliches geschehen? Mit seinem Tod kam er der bereits angeordneten Verhaftung
unmittelbar zuvor.
Einige Tage später, am 20. Juni, begleitete eine unübersehbare Menschenmenge seine sterbliche
Hülle zum Grab. Viele nahmen erschüttert Abschied von dem, der zuvor Unzählige aufgerichtet
hatte. Nach den Grabreden legte man seinen Leichnam in eine Gruft. Über seinem Grab wurde ein
Bibelzitat angebracht: „Mein Gerechter aber lebt aus dem Glauben“ (Röm 1,17). Darunter entstand
ein Bild, das den Hl. Erzengel Michael im Kampf mit dem Bösen darstellt, sozusagen als sichtbaren
Ausdruck seines geistigen Kampfes den er gegen das damals herrschende Regime geführt hatte.
Lebenslauf
Grabstätte von Alois Schmid
auf dem Friedhof in Mindelheim
Wohn- und Wirkungsstätte von
Alois Schmid in Mindelheim